Im Netz der Paranoia

Im Internet finden sich immer mehr Websites, die vermeintlich über Mobilfunk-Strahlung, Impfungen oder das Finanzsystem aufklären, aber braune Verschwörungstheorien verbreiten.
[…] Gefährlicher als diese Websites, die auf den ersten Blick als Nazi-Seiten zu erkennen sind, sind allerdings die Blogs, Foren und Homepages, die so tun, als gehe es bei ihnen lediglich um »Informa­tionen« abseits des »Mainstreams«. Seit einiger Zeit lässt sich eine besorgniserregende Tendenz registrieren: Die Zahl der vordergründig unverfänglichen Themen, die von rechtsextremen, antisemitischen Verschwörungstheoretikern im Internet für eigene Zwecke missbraucht werden, ist in den vergangenen Jahren drastisch angestiegen. Und so landen Menschen, die eigentlich nur auf der Suche nach Informationen sind, schnell auf Seiten, die vermeintliches Hintergrundwissen bieten...
[…] Die Vorgehensweise ist dabei auf all diesen Webpages gleich: Zitiert werden »Experten«, die vorzugsweise einen Doktortitel haben oder an wissenschaftlichen Instituten tätig sind, sowie Untersuchungen, die in renommierten Zeitschriften veröffentlicht wurden. Hinzu kommen Interviews und Filme, die auf den ersten Blick seriös wirken. Versucht man allerdings, diese Informationen nachzurecherchieren, wird man bei Google nur ganz selten auf Anhieb eine der kritischen Web­sites finden, auf denen die Verschwörungstheorien entlarvt werden. Das hat einen ein­fachen Grund: Durch fortwährendes gegenseitiges Zitieren erreichen die Seiten der Ver­schwö­rungs­theo­retiker ein besseres Google-Ranking und da­mit auch eine Aura der Glaubwürdigkeit. ...

So erfährt der Leser solcher einschlägigen Websites wichtige Details meist nicht.
[…] Die Presse gilt schließlich als korrupt und jederzeit bereit, Texte verschwinden zu lassen oder Wahrheiten zu ­unterdrücken. Zum Beleg wird meist ein Zitat verwendet, dass auch auf Foren und Blogs, die sich selbst als links verstehen, beinahe täglich gepostet wird: »Eine freie Presse gibt es nicht. Sie, liebe Freunde wissen das, und ich weiß es gleichfalls«, beginnt es. »Nicht ein einziger unter Ihnen wür­de es wagen, seine Meinung ehrlich und offen zu sagen. Das Gewerbe eines Publizisten ist es vielmehr, die Wahrheit zu zerstören, geradezu zu lügen, zu verdrehen, zu verleumden, zu Füßen des Mammons zu kuschen und sich selbst und seine Rasse um des täglichen Brotes willen wieder und wieder zu verkaufen. Wir sind Werkzeuge und Hörige der Finanzgewalten hinter den Kulissen ... Unser Können, unsere Fähigkeiten und selbst unser Leben gehören diesen Männern. Wir sind nichts als intellektuelle Prostituierte.« Als Urheber wird in aller Regel John Swinton genannt, angeblich ein ehemaliger Herausgeber der New York Times, der diesen kleinen Vortrag während seines Abschiedsbanketts gehalten haben soll. ... 

John Swinton Dead NYT:  http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9F05E2DA1E39EF32A25755C1A9649D946097D6CF

 New York City Info: http://NYC.de 




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