Wirtschaftsweiser Professor Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Franz: "Gibt es eine Zukunft mit der Schuldenkrise?"

Volksbank Odenwald eG 20111121 Erfolgreiche IVO-Veranstaltung in Michelstadt:

Ende der Schuldenpolitik durch eine glaubwürdige Konsolidierungspolitik der Euroländer
Mit Professor Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Franz hat die Volksbank Odenwald eG mitten in der Schuldenkrise einen absoluten Kenner der gesamtwirtschaftlichen Lage verpflichten können, der Odenwälder Wirtschaft und Politik aus erster Hand Rede und Antwort zu stehen. Die Nachfrage zu der Veranstaltung am 17. November 2011 in der Odenwaldhalle übertraf alle Erwartungen. Schließlich konnte der Vorstandssprecher Rainer Eckert über 800 Interessierte begrüßen, die der Einladung zur gemeinsamen Veranstaltung mit der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) zum Thema „Gibt es eine Zukunft mit der Schuldenkrise? – Wie belastbar ist die Eurozone?“ nachgekommen waren. (Quelle: voba-online.de)
Video Ausschnitt: 18 Min. Handy Live Aufzeichung von www.Odenwald.TV


Trotz der Nervosität der Märkte stehe die Volksbank als stabiler Partner der Odenwälder Wirtschaft zur Kreditversorgung verlässlich zur Seite, versicherte Rainer Eckert. An die Adresse der Politik appellierte er, die Lösung der Staatsverschuldung nicht länger „mit halbherzigen Beschlüssen“ hinauszuzögern. Auch der Vorsitzende der IVO, Jürgen Walther, forderte zum entschlossenen Handeln auf und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, mit dem anstehenden Standortmarketing werde die „Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft eine deutliche Steigerung“ erfahren. 

Professor Wolfgang Franz, der an der Universität von Mannheim lehrt und Präsident des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist, leitete seinen Vortrag mit einem ausführlichen Datenmaterial über die deutsche wie internationale Wirtschaftslage ein. Letztlich führe alles darauf hinaus, dass „nur eine glaubwürdige Konsolidierungspolitik der Problemländer die Finanzmärkte beruhigen“ werden können. In diesem Zusammenhang sprach Franz von „einem gehebelten EFSF“. Den Rettungsschirm für notleidende Mitgliedsländer der Eurozone müsse an Bedingungen geknüpft werden wie Kapazitätsobergrenzen. Um Dominoeffekte zu verhindern, empfahl er allen Mitgliedsländern, die im Vertrag von Maastricht festgelegte Obergrenze der Staatsverschuldung von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts konsequent anzustreben und einzuhalten. Weiteren Neuverschuldungen erteilte er eine klare Absage. 

„So gewinnen wir das Vertrauen in die Märkte zurück“, was letztlich den besonders belasteten Ländern wie Italien (120 Prozent) und Griechenland (140) bei der Darlehnsgewährung und Schuldentilgung zugute komme. Den Euro selbst sieht Franz nicht gefährdet, der Budgetsaldo bewege sich “wesentlich geringer als in Japan oder der USA“. Auch der gerne in die Diskussion gebrachte mögliche Austritt Griechenlands aus der Eurozone sei weder rechtlich möglich noch erforderlich, so Franz. Zugleich warnte er dringend davor, der Europäischen Zentralbank die Schuldenlast aufzubürden. Dieser vergleichbar in den USA bestrittene Weg, die Notenbank „zur Monetarisierung der Schulden zu missbrauchen“, fördere lediglich die Inflation. Entsprechend erteilte der Referent auch Eurobonds eine Absage. „Die Endlichkeit dieser Politik war absehbar“, so Franz, der das Konzept der Fünf Weisen, das unlängst der Bundeskanzlerin überreicht wurde, als einen „langen und steinigen Weg“ bezeichnete. Als Optimist strebe er für die Euroländer keine völlige Schuldenfreiheit an; allein ein Zusteuern auf die Grenze von Maastricht werde die Märkte wieder beleben und damit zu mehr Produktivität und Steuereinnahmen führen. Es schloss sich eine interessante Fragerunde mit dem Publikum an, das die Rolle und Macht der Ratingagenturen, Finanzhilfen aus China und die Wirkung der sogenannten Schuldenbremse betrafen. Den Gast aus Mannheim verabschiedeten Rainer Eckert und Jürgen Walther mit einem besonderen Dank und einem Schlüsselanhänger aus Mammutelfenbein sowie einer Flasche guten Odenwälder Tropfens.

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